Klimaangepasstes Bauen im Wohnungsbau

München, 10.01.2020

Bayerns Bauminister Dr. Hans Reichhart und Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber wollen Bauen an Klimawandel anpassen: "Brauchen mehr Resilienz im Wohnungsbau - Neue Anforderungen an Wohngebäude und Freiflächen"

  • Neues Modellvorhaben des Experimentellen Wohnungsbaus
  • Praktische Lösungen gegen Überhitzung und für Grün am Gebäude
  • Regenwasser speichern, mehr Sickerflächen in Wohngebieten
  • Bau- und Umweltministerium ziehen an einem Strang für lebenswerte Städte der Zukunft

 

Die sommerlichen Starkregenereignisse und auch die heftigen Schneefälle, wie beispielsweise im letzten Winter, nehmen immer mehr zu. Bayerns Bauminister Hans Reichhart und Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber wollen deshalb Bauherren sensibilisieren, mehr auf klimafreundliche Lösungen im Wohnungsbau und bei der Gestaltung der Freiflächen zu setzen. Der staatlich geförderte Wohnungsbau geht jetzt selbst mit guten Beispiel voran. Reichhart: „Das Klima beansprucht Wohngebäude und Freiflächen auch in unseren Breitengraden immer mehr. Das bringt neue Anforderungen mit sich, wie beispielsweise den Schutz vor sommerlicher Überhitzung und den Umgang mit großen Mengen Niederschlagswasser. Wir wollen deshalb mithilfe eines Modellvorhabens des bayerischen Experimentellen Wohnungsbaus die besten Vorschläge für klimaangepasstes und gleichwohl möglichst wirtschaftliches Bauen suchen. Die Modellprojekte werden von einem Forschungsvorhaben begleitet. Wir erwarten uns davon einen Best-Practice-Katalog, den wir in mehreren Bereichen anwenden können.“ Glauber ergänzte: „Klimaschutz ist ein großes Thema. Gerade in den Städten ist mit immer mehr Hitzesommern und Tropentagen zu rechnen. Zusammen mit dem Bauministerium wollen wir im urbanen Raum zu einem nachhaltigeren, moderneren und ökologischeren Bauen anregen. Wir wollen die Städte von morgen so gestalten, dass sie über natürliche Klimaanlagen und funktionale grüne und blaue Infrastrukturen verfügen. Die Menschen in den Städten sollen mit durchdachten Maßnahmen vor extremen Temperaturen und Regenfällen geschützt werden. Die hohe Lebensqualität soll damit auch in Zukunft gesichert werden.“  

Reichhart will aus den Herausforderungen, die der Klimawandel an Stadtplanung sowie an den Hochbau stellt, mit einem starken Handlungsleitfaden antworten. „Jeder kann etwas dazu beitragen. Bereits auf Quartiersebene kann man viel für eine nachhaltige Umwelt tun. Gut angelegte Freiflächen können nicht nur dabei helfen, Regenwasser zu speichern, Überflutung zu Hochwasser vermeiden und das Klima in langen Trockenphasen angenehmer zu machen, sondern sie sind auch ein Plus für die Naherholung der Bewohner“, so Reichhart heute. So sollen Architekten und Landschaftsplaner künftig noch mehr sogenannte Hitzeinseln in dichter Wohnbebauung vermeiden und im Gegenzug dazu auf klimafreundliche angelegte Grünflächen achten. Auch fordert Reichhart bei der Begrünung mehr Vielfältigkeit und eine Bepflanzung, die mit den neue klimatischen Bedingungen - wie beispielsweise den höheren Temperaturen - umgehen kann.

Die Begrünung setzt sich dann an den Gebäuden fort. Reichhart: „Es bringt viel für die Wohnqualität, wenn die Hausfassaden und die Dachflächen in dicht besiedelten Stadtvierteln begrünt sind. Durch die Verschattung und die Fähigkeit Feuchtigkeit zu speichern und wieder abzugeben, gibt das eine angenehme Temperatur.“ Die entstehenden Mehrkosten für die bessere Wohnqualität und die Maßnahmen für besseres Klima wollen die beiden Ressorts dann der konventionellen Bauweise gegenüberstellen. Sie erwarten sich vom Modellvorhaben auch Angaben dazu, was umgesetzter Klimaschutz im Bau kostet. Reichhart: „Low-Tech-Lösungen, die im Unterhalt günstig für die Bauherren sind, sind nicht nur erwünscht, sondern gefordert. Wir wollen realistische Vorschläge, die auch umsetzbar sind und keine Traumschlösser.“ Glauber betonte: “Ich bin sehr gespannt auf die Konzepte der Planer und Bauherren. Damit können wir zeigen, was an zukunftsweisenden Baulösungen und Freiflächengestaltungen möglich ist.“

Wohnungsbaugesellschaften, Baugenossenschaften, im Wohnungsbau erfahrene Projektträger sowie Kommunen können sich mit einem konkreten Projekt für die Teilnahme an dem gemeinsam mit dem Umweltministerium vorbereiteten Modellvorhaben bewerben. Die interessantesten Vorschläge sollen als Modellprojekte umgesetzt werden. Am Modellvorhaben können Bauvorhaben mit Mietwohnungen in Mehrfamilienhäusern teilnehmen. Dabei müssen mehr als die Hälfte der Wohnungen in der Wohnanlage staatlich geförderte Mietwohnungen sein.  Die Durchführung von Wettbewerben und die folgende Umsetzung der Projektplanungen, Baubeginn und Realisierung soll innerhalb von fünf Jahren ab Auslobung des Modellvorhabens erfolgen.

Bewerbungen zur Aufnahme in das Modellvorhaben sind bis Freitag, 24.04.2020 an die zuständige Bewilligungsstelle für die Wohnraumförderung an den Bezirksregierungen und den Städten München, Nürnberg und Augsburg zu richten.

Mehr finden Sie unter: https://www.stmb.bayern.de/med/aktuell/archiv/2020/200110klima/

Anlage:

Foto: Villa Kunigunde, Bamberg

Copyright: Henning Koepke

 

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