Umsetzung der Klimaziele

München, 30.01.2022

Bayern setzt auf mehr Nachhaltigkeit beim Bauen - Bauministerin Schreyer: "Klimaschutz von Anfang an mitdenken"

  • 30 bis 40 Prozent aller CO2-Emissionen in Deutschland gehen auf Gebäude zurück
  • Größerer Fokus auf Lebenszyklusbetrachtung von Gebäuden
  • Ministerin Schreyer: „In Bayern setzen wir bereits Vorbildprojekte um. Der Bund muss nach Stopp der KfW-Programme jetzt schnellstens neue Fördermittel bereitstellen.“

 

Der Freistaat Bayern hat sich ehrgeizige Ziele für den Klimaschutz gesetzt und will bis 2040 klimaneutral sein. Eine Schlüsselrolle kommt dabei dem Gebäudebereich zu. „30 bis 40 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland gehen auf Gebäude zurück“, erläutert Bayerns Bauministerin Kerstin Schreyer. Da das Bauvolumen auch in Zukunft wegen der anhaltenden Wohnraumknappheit hoch bleiben muss, sieht die Ministerin hier Handlungsbedarf. „Natürlich müssen wir den Gebäudebestand schnell sanieren, energetisch optimieren und bei Neubauten großen Wert auf hohe Standards setzten. Aber das reicht nicht: Wir müssen den Bau eines Gebäudes ganzheitlich sehen und den Energieverbrauch nicht nur während des Betriebs, sondern schon während Planung und Bau und perspektivisch auch für einen etwaigen Rückbau betrachten“, so die Ministerin.

Ansetzen will Schreyer künftig schon bei der Planung eines Gebäudes. So sollen künftig wirtschaftliche und ökologische Aspekte der Nachhaltigkeit bereits bei der Vergabe von Bauleistungen verstärkt berücksichtigt werden. Kriterien können hier zum Beispiel die zu erwartenden Lebenszykluskosten eines Gebäudes sein, aber auch die Energieeffizienz von auf der Baustelle oder im späteren Gebäudebetrieb eingesetzten technischen Geräten sein.

Ministerin Schreyer: „Mir ist es wichtig, dass wir bei staatlichen Bauvorhaben zukünftig die Kosten des Lebenszyklus eines Gebäudes stärker mit einrechnen. Denn es geht ja nicht nur um die Kosten für den Bau, sondern auch um die zu erwartenden Kosten für die Nutzung, und Wartungskosten, sowie später die Kosten für den Rückbau und Entsorgung und Recycling von Baustoffen.“

Noch wichtiger wird in Zukunft der Einsatz ressourcenschonender und klimafreundlicher Baustoffe. Wie mit diesen Ansprüchen auch zukünftig kostengünstig und schnell qualitativ hochwertiger Wohnraum geschaffen werden kann, beweist das Bauministerium seit Jahren über seine Modellprojekte im Rahmen des Experimentellen Wohnungsbaus. So wurde Mitte letzten Jahres etwa ein Wohnbauprojekt in der Neusalzer Straße in Nürnberg-Langwasser fertiggestellt, das sich nicht nur durch seinen hohen energetischen Standard, sondern auch durch eine hohe Flexibilität in den Grundrissen auszeichnet. Damit bleiben auch über eine lange Nutzungsdauer hinweg immer wieder Anpassungen möglich, etwa beim Zuschnitt und der Größe der Wohnungen. Als Baustoff kamen so genannte monolithische Betonwände zum Einsatz, die nach Nutzungsende sortenrein trennbar und damit gut recycelbar sind. Ebenfalls in Nürnberg entsteht derzeit ein weiteres Modellprojekt mit 41 bezahlbaren 2- bis 5-Zimmerwohnungen, für die eine ehemalige Brachfläche revitalisiert wird. Die Wohnanlage wird in einer besonders nachhaltigen modernen Holzrahmenbauweise errichtet und über eine Geothermie-Anlage beheizt werden.

Auch im staatlichen Hochbau will Ministerin Schreyer künftig verstärkt auf Nachhaltigkeitsaspekte setzen. Ministerin Schreyer: „Wir müssen das Thema ganzheitlich betrachten und Planung, Bau, Betrieb und etwaigen Rückbau in den Blick nehmen. Wir prüfen derzeit, passgenaue Zertifizierungsmethoden dafür einzuführen.“

Mit der Optimierung von Neubauten ist es aber nicht getan, da ein Großteil der CO2-Emissionen aus dem Gebäudebestand stammt. In vielen Fällen sind Sanierung und Optimierung von bestehenden Gebäuden aufgrund der in ihnen enthaltenen sogenannten „Grauen Energie“, also der Energie, die bereits in ihren Bau investiert wurde, nachhaltiger als ihr Abbruch und Ersatz durch einen Neubau. Ministerin Schreyer: „Hier muss der Bund gezielt mit Förderungen ansetzen. Der plötzliche Stopp der KfW-Förderung ist ein Desaster für Klimaschutz und Bauherren. Die Bundesregierung muss sofort verlässliche Grundlagen für Förderungen schaffen. Wir brauchen kein Förderchaos, sondern mehr Wohnraum, der nachhaltig und bezahlbar ist.