Bahn frei für Nördliche Hesselbergbahn

Wassertrüdingen/München, 13.12.2024

Reaktivierte Eisenbahnstrecke im westlichen Mittelfranken feierlich in Betrieb genommen

  • Nach vier Jahrzehnten Pause wieder Nahverkehrszüge auf Hesselbergbahn
  • Bundesweit einzige SPNV-Reaktivierung in 2024
  • Verkehrsminister Bernreiter: „Attraktives Nahverkehrsangebot aus einem Guss“
     

Startschuss für den neuen Zugbetrieb auf der mittelfränkischen Bahnstrecke zwischen Gunzenhausen und Wassertrüdingen. Die auch als Nördliche Hesselbergbahn bezeichnete, fast 15 Kilometer lange Strecke nimmt zum Fahrplanwechsel am morgigen Sonntag den Betrieb im Stundentakt auf und ist bundesweit die einzige Schienenpersonennahverkehrs-Reaktivierung im Jahr 2024. Es werden dort im Schnitt über 1.000 Fahrgäste pro Tag erwartet. 1985 hatte die damalige Bundesbahn den Personenbetrieb auf der Strecke eingestellt.


Mit einem Festakt und einem Bahnhofsfest wurde die Inbetriebnahme schon heute in Wassertrüdingen im Beisein von Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter gefeiert: „Diese Reaktivierung ist ein Zugewinn für Bayern und das westliche Mittelfranken, weil sie ökonomisch wie ökologisch Sinn macht, die Region dahintersteht und hier zusammen mit den Bussen für die Bevölkerung und Touristen ein attraktives Nahverkehrsangebot aus einem Guss entstanden ist. Mit der Nördlichen Hesselbergbahn verbinden wir Menschen und bringen sie über die vier neuen Stationen näher zu den klimaschonenden Zügen. Nicht umsonst ist sie auch Bestandteil des Bayerischen Klimaschutzprogramms“, betont der Minister, der vor Ort auch den Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder vertrat.

Dr. Jürgen Ludwig, Landrat des Landkreises Ansbach, sprach von einem „großen Gemeinschaftswerk“, das nach 15 Jahren Einsatz nun von Erfolg gekrönt werde. Von der Reaktivierung profitierten Pendler, Schüler und Freizeitreisende gleichermaßen. Durch die Überplanung der Buslinien entstehen nicht nur neue Verbindungen zur Schiene, sondern auch ein insgesamt besseres Busangebot für 20 Gemeinden im südlichen Landkreis Ansbach.

Manuel Westphal, Landrat Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, sagte: „Die Reaktivierung der Hesselbergbahn ist mehr als nur ein Verkehrsprojekt – wir verbinden damit Regionen, führen Menschen näher zusammen und schaffen Chancen für Zusammenarbeit und gemeinsames Wachstum. Durch die Wiederbelebung der alten Strecke machen wir unsere Heimat noch attraktiver für die Bevölkerung, die Wirtschaft aber auch für Gäste, die uns nun umweltverträglich mit dem Zug besuchen können.“

Stefan Ultsch, 1. Bürgermeister der Stadt Wassertrüdingen, betonte: „Die Bahnreaktivierung ist ein gutes und wichtiges Zeichen für ländliche Regionen in Bayern, da von Wassertrüdingen aus endlich wieder ein direkter Anschluss an das öffentliche Bahnnetz für den Personennahverkehr erfolgt. Dem Bau der Eisenbahn im 19. Jahrhundert folgte damals ein enormer wirtschaftlicher Aufschwung für die Stadt, wir erwarten auch jetzt wertvolle Impulse insbesondere auf den Handlungsfeldern Schülerbeförderung, Berufspendler, sowie Tourismus und Freizeitgestaltung. Wassertrüdingen rückt mit der Bahnreaktivierung ein Stück näher an den Großraum Nürnberg heran.“  

Karl-Heinz Fitz, 1. Bürgermeister der Stadt Gunzenhausen, sagte: „Für die Region Gunzenhausen ist dieser Schritt immens wichtig, wird doch künftig eine wichtige Alternative zum Auto angeboten und gleichzeitig der ÖPNV deutlich aufgewertet. Die Reaktivierung der Bahnstrecke Gunzenhausen-Wassertrüdingen macht das Leben vor Ort besser und ist ein starkes Signal an unsere Bürger.“

Auch Markus Bauer, 1. Bürgermeister der Gemeinde Unterschwaningen, freut sich über die Reaktivierung: „Endlich ist es so weit: Unser kleiner Ort Unterschwaningen mit großer Anbindung.“

Andreas Braun, Geschäftsführer BayernBahn Infra GmbH, sagte: „Der Ausbau und Erhalt von Eisenbahninfrastruktur ist eine Mammutaufgabe, die hinsichtlich ihres Umfangs und der Kosten meist unterschätzt wird. Dennoch hat es die BayernBahn praktisch ohne öffentliche Zuschüsse seit 1989 geschafft, die Bahnstrecke mit Museums- und Touristikverkehr und viel ehrenamtlicher Arbeitsleistung vor dem Verfall zu bewahren. Weil es die Bahninfrastruktur überhaupt noch gab, konnte auch die Reaktivierung des SPNV mit moderatem Aufwand gelingen.“

Heiko Büttner, Konzernbevollmächtigter der DB für den Freistaat Bayern, betonte: „Dass auf der nördlichen Hesselbergbahn wieder Nahverkehrszüge fahren, ist nicht nur eine gute Nachricht für die Region, sondern auch ein Mehrwert für die umweltfreundliche Mobilität in ganz Bayern. Jeder Kilometer Gleis ist aktiver Klimaschutz. Wir wollen mehr Menschen für die Bahn gewinnen – mit der erfolgreichen Reaktivierung der Strecke zwischen Gunzenhausen und Wassertrüdingen gelingt uns das. Und es zeigt, was möglich ist, wenn alle – von den Kommunen vor Ort über die DB und Bayernbahn bis zum Freistaat Bayern als Besteller – an einem Strang ziehen.“

Andreas Mäder, Geschäftsführer Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN), wandte sich direkt an die Menschen vor Ort: „Mit der Hesselbergbahn und den erheblich ausgebauten Busverkehren bekommt dieser Raum eine kräftige Lebensader und wieder Anschluss an das regionale Schienennetz. Die Menschen vor Ort laden wir ein: Testen und nutzen Sie diese Angebote, auf dem Weg zur Arbeit, zu Besorgungen oder in Ihrer Freizeit. Es ist ein Gewinn für Ihre Mobilität.“

Die Reaktivierung der Nördlichen Hesselbergbahn ist die insgesamt fünfte und bisher umfangreichste Reaktivierung im Freistaat seit der Bahnreform im Jahr 1994, als die Zuständigkeit für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) auf die Länder überging. 2015 hatte es mit der Inbetriebnahme des grenzüberschreitenden Streckenabschnitts zwischen dem oberfränkischen Selb und dem tschechischen Aš zuletzt eine Reaktivierung in Bayern gegeben.

Der Freistaat hat die Strecke in das Vergabenetz der Mittelfrankenbahn integriert, wo die Leistungen von DB Regio erbracht werden. DB Regio bedient nun auch die Reaktivierungsstrecke durch die Linie RB 62, die von Pleinfeld über Gunzenhausen hinaus bis nach Wassertrüdingen verlängert wurde. Der Freistaat hat täglich von frühmorgens bis spätabends einen Stundentakt auf der gesamten Strecke von Pleinfeld nach Gunzenhausen bestellt. Ein bestmöglich aufeinander abgestimmtes Bahn-Bus-Konzept und optimierte Anschlussmöglichkeiten in Gunzenhausen und in Pleinfeld ergänzen das Gesamtkonzept. Vollends zum Tragen kommt das Konzept jedoch voraussichtlich erst ab Mitte April 2025, wenn der bundeseigene Schieneninfrastrukturbetreiber DB InfraGO AG den Kreuzungsbahnhof in Langlau samt Anbindung ans neue Elektronischen Stellwerk auf der ihm gehörenden Strecke Pleinfeld – Gunzenhausen fertiggestellt haben will.

Die Bahninfrastruktur auf der Reaktivierungsstrecke selbst befindet sich im Eigentum der BayernBahn Infra GmbH. Sie hat in den letzten Jahren die Strecke samt den vier neuen, barrierefreien Stationen Unterwurmbach, Cronheim, Unterschwaningen und Wassertrüdingen so modernisiert, wie es der Freistaat für einen attraktiven SPNV vorgibt. Minister Bernreiter zieht den Hut vor dem Engagement der Beteiligten: „Es ist bemerkenswert und eine wahre Freude, wie die Bayernbahn und die Region das hinbekommen haben und sich zum Projekt bekennen!“

Auf der vorgezogenen Jungfernfahrt des ersten Zugs nach Gunzenhausen konnten sich zahlreiche Ehrengäste des Fests ein Bild von der neuen Strecke machen. Der Zug von DB Regio trägt nunmehr den Namen „Wassertrüdingen“, auf den er zuvor feierlich im Bahnhof Wassertrüdingen getauft worden war.

Foto: Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (zweiter von rechts) bei der Inbetriebnahme in Wassertrüdingen
(Quelle: StMB)

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